Vorsicht vor Verglasung von Bremsbelägen im Falle von Regen bei der Superbike WM am Lausitzring

28.07.2017

 Mit 4 anspruchsvollen Bremsungen rühmt sich die Rennstrecke. Mit einer höheren Verzögerung als der MotoGP am Sachsenring

Nach ca. 40 Tagen Pause meldet sich die Superbike WM am 19. und 20. August mit den zwei Rennen der 9. Runde am Lausitzring (D) zurück. Die Rennstrecke wurde Ende der 90er-Jahre auf einer alten, aufgelassenen Kohlenmine in Schipkau, 60km von Dresden entfernt, gebaut.

Dekra plant allerdings nun, die Piste nach der Austragung der diesjährigen Rennen zu einer Teststrecke umzuwandeln. Erstmals wurde hier 2001 gefahren.
Die Superbike-Strecke ist 4,265 km lang und weist keine einzige Gerade auf, die länger als 700 Meter ist. Es gibt 14 Kurven, davon 8 linke. Der Regen ist oft eine entscheidende Variable an diesem Rennwochenende: letztes Jahr fiel während der Superpole 1 am Samstag Regen und auch am darauffolgenden Tag beim 2.

Lauf, die Lufttemperatur sank dabei um 12°C. Für die Stahl-Bremsscheiben, die laut Reglement einen Carbon-Anteil von höchstens 2% ihres Gesamtgewichtes enthalten dürfen, gibt es dadurch keine Probleme.

Bei den Brembo Z04 Bremsbelägen besteht aber die Gefahr der Verglasung, wenn es die Piloten nicht schaffen, sie auf die Mindest-Betriebstemperatur zu bringen.

Nach Meinung der Brembo Techniker, die eng mit 17 Piloten der Superbike WM zusammenarbeiten, ist der Lausitzring eine Strecke mit durchschnittlicher Schwierigkeit für die Bremsen. Auf einer Skala von 1 bis 5 rangiert sie bei 3, so wie auch Portimão und Losail.


 
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Die Beanspruchung der Bremse während des GP

In jeder Runde verwenden die Superbike-Piloten die Bremsen neun Mal, die härtesten Bremsungen sind aber auf der gesamten Strecke so verteilt, dass es zu keiner Überhitzung kommen dürfte.

Pro Runde ist die Bremsanlage 24 Sekunden lang im Einsatz, nach Phillip Island der zweitniedrigste Wert der gesamten Rennsaison. Somit werden die Bremsen ein Viertel des Rennens verwendet.

Die drei Kehren im langsamen Teil der Strecke, in denen die Verzögerung weniger als 1g beträgt, senken den Durchschnittswert auf dem Lausitzring auf 1,11g.

Er bleibt aber etwas über dem der MotoGP auf dem Sachsenring, wo die Fahrer mit Carbon-Bremsscheiben auf 1,10g kommen.

Die Summe der Kräfte, die ein Fahrer vom Start bis zum Erreichen der Zielflagge auf den Bremshebel ausübt, ist etwas geringer als 800 kg; das entspricht dem Gesamtgewicht von 4 BMW HP4 Race und der KTM 450 von Antonio Cairoli, die alle mit Brembo Bremssätteln ausgestattet sind.


 

Die stärksten Bremsungen

Von den neun Bremsmanövern auf dem Lausitzring werden vier als sehr schwer, eine als mittelschwer und vier als leicht für die Bremse eingestuft.

Die insgesamt schwierigste Bremsung ist die an der Kurve 10, da sie zum höchsten Geschwindigkeitsunterschied führt (180 km/h) – vom Beginn der Bremsung bei 254 km/h bis zum Ende bei 74 km/h.

Die Piloten bleiben 4,4 Sekunden lang auf der Bremse und üben dabei eine Kraft von 5,9kg auf den Hebel aus, während der Druck der Brembo Bremsflüssigkeit 12,6 bar erreicht.

Auch die erste Kurve nach der Zielgeraden, wo auch die höchsten Geschwindigkeiten auf dieser Rennstrecke gemessen werden, ist für das Bremssystem sehr anspruchsvoll: Die Superbike erreichen hier 283 km/h, bevor sie 3,5 Sekunden lang bremsen, um mit 115 km/h in die Kurve einfahren zu können.

Der Druck der Brembo Bremsflüssigkeit erreicht dort 12,2 bar und die Verzögerung beträgt ca. 1,4g.

Auch die Bremsung bei Kurve 6 darf nicht unterschätzt werden: mit ihren 189 Metern Bremsweg ist sie die längste auf dieser Strecke, obwohl den Piloten hier 4,1 Sekunden ausreichen, um von 266 km/h auf 96 km/h zu bremsen.

 

 

Brembos Erfolge

Mit Brembo Bremsen ausgestattete Maschinen konnten 11 der 12 am Lausitzring ausgetragenen Rennen der Superbike WM für sich entscheiden: 2001 war das einzige Jahr, bei dem Brembo leer ausging.

Ducati gewann sechs Mal, vier Mal davon allein Troy Bayliss. Letztes Jahr konnten Chaz Davies und Jonathan Rea jeweils ein Rennen für sich entscheiden, im Rennen 2 erreichte auch Xavi Fores vom Barni Racing Team einen Podiumsplatz.