AUSWIRKUNGEN VON GESCHWINDIGKEIT UND RENNDAUER
Auch die unterschiedlichen Längen der Rennen darf man nicht außer Acht lassen: die Formel E wird 45 Minuten plus eine Runde ausgetragen, in der Formel 1 müssen mindestens 300 km bestritten werden, in Zeit ausgedrückt entspricht das mindestens einer Stunde und 16 Minuten (Rennrekord von Lewis Hamilton von Monza 2018) bis zu maximal zwei Stunden, der im Reglement festgesetzten Höchstdauer eines Rennens.
Da es sich bei der Energie, die bei Bremsungen umgewandelt wird, um kinetische Energie handelt, ist auch die Geschwindigkeit, die die Fahrzeuge auf der Rennstrecke punktuell erreichen, entscheidend für die Bremsendimensionierung. Hier hat die Formel 1 die Nase vorn, da dort Höchstgeschwindigkeiten bis zu 360 km/h erreicht werden, während die Elektro-Autos der Formel E nur auf 280 km/h kommen.
IN DER FORMEL E REICHT WENIGER REIBMATERIAL
Aufgrund all dieser Unterschiede zur Formel 1 war es notwendig, auf die Formel E eigens zugeschnittene Bremsanlagen zu entwickeln. Ihre geringere Bremskraft und kürzere Bremsdauer (die sich aus der kürzeren Rennlänge ergibt) führen zu einem geringeren Verbrauch des Reibmaterials, sprich: der Scheiben und Beläge.
Das erklärt, warum die Carbon-Bremsscheiben und -beläge in der Formel E dünner sind: die Scheiben haben vorne eine Stärke von 24 mm bzw. hinten von 20 mm, die Beläge vorne 18 mm bzw. hinten 16 mm. Im Vergleich dazu sind die Werte der Formel 1 weitaus höher: 32 mm die Scheibenstärke vorne, zwischen 28 und 32 mm hinten, 22 mm die vorderen Bremsbeläge bzw. bis zu 17 mm die hinteren.
BELÜFTUNG FÜR DIE FORMEL E STEHT ERST AM ANFANG
Durch die größere Scheibenstärke in der Formel 1 gibt es dort weitaus mehr Platz für die Belüftungsbohrungen, die ja in der Formel 1 mittlerweile bis zu 1.400 Bohrungen pro Scheibe mit Durchmessern von 2,5 mm betragen können. Die ausgeklügelte Forschung der Aerodynamik, die bei diesen Fahrzeugen betrieben wird, macht es erforderlich, dass Brembo für jedes Team ein individuelles Abkühlungsmuster erstellt, um so die Kundenanforderungen bestmöglich zu erfüllen.
In der Formel E hingegen gibt es momentan etwa 70 Belüftungsbohrungen an den vorderen Bremsscheiben und etwa 90 an den hinteren: vorne haben sie einen Durchmesser von 6,2 mm, hinten von 4,2 mm. Diese Werte sah man in der Formel 1 bis zum Jahr 2007, es ist daher abzusehen, dass die Anzahl der Bohrungen in der Formel E in den nächsten zehn Jahren weiter steigen wird und sie gleichzeitig immer kleiner werden.