In der Formel eins 2017 grössere bremsen, höheres bremsmoment und verzögerung über 6g

21.03.2017

 Aufgrund des neuen Reglements 2017 hat Brembo die Anzahl der Belüftungsbohrungen und die Scheibendicke erhöht. 25% höheres Bremsmoment vorgesehen

​ Die wichtigen Änderungen im Reglement, die für die Formel 1 WM 2017 eingeführt wurden, brachten neue technologische Herausforderungen für Brembo. Der weltweit führende Bremsenhersteller beginnt die 42. Rennsaison der Königsklasse im Motorsport mit einer einschneidenden Änderung bei den Bremssystemen, mit der er die wichtigsten Teams versorgt.


 

4 MM STÄRKE

Mit breiteren Reifen und Autos, die leistungsstärker sind und höhere Bremsmomente entwickeln können, hat Brembo sich darauf konzentriert, die einzelnen Elemente, aus denen das Bremssystem besteht, neu zu entwickeln: angefangen bei den Bremssätteln, die sich den Bremsscheiben - bisher 28mm nun 32mm dick - anpassen müssen, bis hin zu den Komponenten des Brake by Wire.

Die größer dimensionierten Carbon-Bremsscheiben machten es möglich, die Scheiben im Bereich der Reibflächen zu verstärken und damit die Bremsleistung zu erhöhen.

 

 

200 BELÜFTUNGSBOHRUNGEN MEHR

Die größere Scheibendicke bringt auch mehr Platz für Belüftungsbohrungen in der Scheibe und damit eine wichtige Weiterentwicklung des Abkühlsystems für das Bremssystem.

Die Teams, die vom italienischen Bremsenspezialisten ausgestattet werden, können deshalb auch dieses Jahr auf ein speziell auf ihre Bedürfnisse abgestimmtes Kühlkonzept zählen, bei dem die Zahl der Lüftungslöcher in jeder Bremsscheibe von den mehr als 1.200 Löchern im Jahr 2016 um weitere bis zu 200 ansteigt. Dadurch konnte der Hitzeabfluss weiter verbessert werden. In der Formel 1 können während der Bremsungen Temperaturen von mehr als 1.000°C erreicht werden .                    

 

 

25 % MEHR BREMSMOMENT

Durch den ständigen Informationsaustausch mit den Teams, die Brembo beliefert, die durchgeführten Simulationen des Fahrverhaltens der neuen Rennwagen und den Tests an den Prüfständen konnten die Ingenieure eine Erhöhung des Bremsmoments um etwa 25% berechnen, die die Bremsungen auf bis zu 6G Verzögerung bringen können.

Die Fahrzeuge sind damit imstande, eine höhere Bremskraft in kürzerer Zeit auszuüben und damit wahrscheinlich eine durchschnittlich kürzere Bremsdauer pro Rennrunde zu erreichen.


 

UNTERSCHIEDLICHE LÖSUNGEN FÜR JEDES TEAM

Da noch nicht bekannt ist, wie stark die Bodenhaftung der neuen Reifengeneration sein wird, arbeiten die Brembo Techniker in sehr engem Kontakt mit den Teams, um den Fahrern die besten Reibwerte, die effizienteste Modulierbarkeit und eine Abnutzung der Bremse, die sich im Rahmen hält, bieten zu können.

Da jedes einzelne Formel 1-Rennauto nach eigenen Kriterien entwickelt wird, ist es notwendig, die Bremsanlagen auf jedes Fahrzeug individuell anzupassen. Jedes Team, das von Brembo beliefert wird, erhält eine Bremsanlage „nach Maß“, je nach Design des Rennwagens und mit der Möglichkeit, auch während der Saison noch Feinadjustierungen durchzuführen.

Auch aus diesem Grund wurden die Bremssättel für jedes Team komplett neu entwickelt, damit es sich perfekt in die Aerodynamik integriert und trotz größerer Bremsscheibe die optimale Leichtigkeit und Steifigkeit beibehält.

 

 

3 JAHRE ERFAHRUNG MIT BRAKE BY WIRE

Brembo entwickelt auch die Komponenten für Brake by Wire Systeme. Die Ingenieure müssen alle Brake by Wire Teile jeweils nach den Vorstellungen der einzelnen Teams entwickeln und gleichzeitig darauf achten, dass alle Komponenten möglichst gut zueinander passen und so klein als möglich sind.

Wie bereits im Jahr 2016 werden die meisten Teams aufgrund des Energierückgewinnungssystems die hinteren Bremsscheiben mit kleinerem Durchmesser wählen.

Für manche Teams wurden nur einzelne BBW-Komponenten entwickelt, für andere das gesamte System: vom Simulator, auf den der hinteren Bremszylinder wirkt, über das Antriebselement, das von einer Steuereinheit angetrieben wird und auf die Bremssättel an der Hinterachse wirkt, bis hin zu den Sicherheitsventilen, die im Falle einer Funktionsstörung des Systems das Schalten übernehmen.



 
 

Erheblich weniger starke Abnutzung der Bremsenteile dank CER

In der Winterpause haben die Techniker am Carbon-Material der Bremsscheibe (CER genannt) gearbeitet, um die Leistung und Anwendungsmöglichkeiten weiter zu verbessern.

Die CER hat eine extrem geringere Materialabnutzung, unter anderem dank der guten Wärmeableitung; kurze Aufwärmphasen, sehr schnelles Erreichen der optimalen Reibung, weit gestreute Anwendungsmöglichkeit - sowohl den Druck als auch die Temperatur betreffend - und eine extrem lineare Reaktion bei der Reibung.

Alles Eigenschaften, die dem Fahrer dabei helfen, das Bremssystem perfekt einzusetzen. Die überraschend geringe Abnutzung ermöglicht es außerdem, dass die Leistungen von Beginn bis zum Ende des Rennens unverändert und wiederholbar bleiben.


 

800 KM MIT EINEM SATZ

In der Rennsaison 2017 wird das Material der Bremsscheiben für alle Teams, die von Brembo beliefert werden, das gleiche sein. Brembo arbeitet stetig weiter daran, die Carbon Composite Scheiben noch leistungsstärker zu machen.

Die von Brembo empfohlene Laufleistung der Bremsscheiben beträgt in der aktuellen Ausführung bei optimalen Temperaturbedingungen 800km.

EINE JAHRESLIEFERUNG

Pro Gesamtsaison liefert Brembo durchschnittlich folgendes Material an ein Team, bestehend aus 2 Rennwagen:

• 10 Satz Sättel

• 140 bis 240 Scheiben

• 280 bis 480 Beläge


 

 

9 MONATE UND 14 STUNDEN

Zur Herstellung eines Bremssattels aus Aluminium/Lithium sind mehr als 14 Stunden mechanische Bearbeitung ohne Unterbrechung nötig, um den besten Kompromiss zwischen Gewicht und Steifigkeit zu erreichen.

Brembo empfiehlt, die Sättel nach 2.500 km normaler Beanspruchung kontrollieren zu lassen. Herstellung und mechanische Bearbeitung einer Bremsscheibe dauern 9 Monate.

Das Brembo Racing Team besteht aus mehr als 100 technischen Fachkräften, die in den verschiedenen Abteilungen für Simulation, Kalkulation, Entwicklung, Berechnung und Test beschäftigt sind. Außerdem zählt ein Team von Renningenieuren dazu, das während der Trainings- und Renntage den Teams zur Verfügung steht.