Die härtesten Strecken aus Sicht der Brembo Techniker
Die zweite Grafik ergibt ein Bild, das sich teilweise von der ersten Grafik unterscheidet. Dennoch hängt die Schwierigkeit einer Strecke für die Bremsanlage neben quantitativen Indikatoren, wie die oben dargestellten, auch von Faktoren ab, die schwer messbar sind. Neben dem Grip, der aerodynamischen Last, den Witterungsbedingungen (hohe Umgebungstemperaturen erhöhen beispielsweise den mechanischen Grip und erschweren das Abführen der beim Bremsen erzeugten Energie), der Häufigkeit und Intensität der Bremsungen spielen vor allem die Anordnung und Abfolge der Bremsungen eine entscheidende Rolle, um den Schwierigkeitsgrad einer Strecke für die Bremsanlage zu bestimmen.
Bei gleichen Bedingungen erhöht nämlich der Umstand, dass die Bremsungen in kurzem Abstand aufeinander folgen den Schwierigkeitsgrad für die Bremsanlagen beachtlich, da sie sich auf den kurzen Geraden nicht ausreichend abkühlen können. Variable, die nicht leicht zu quantifizieren sind, wenn jemand wenig Erfahrung auf diesem Gebiet hat. Aber nicht für die Brembo Techniker, die seit über 40 Jahren die Formel-1 Strecken berechnen und sich ständig mit den wichtigsten Rennställen austauschen. Durch ihr Feingespür entsteht eine Abstufung, die teilweise von den reinen Zahlen abweicht.
Jeder Strecke haben die für die Formel-1 zuständigen Brembo Techniker eine Note zwischen 1 und 10 zugeordnet, um anzuzeigen wie viel die einzelnen Strecken den Bremsen abverlangen. Sieben Strecken fallen in die höchste Kategorie mit Noten zwischen 8 (Monza und Sotschi) und 10 (Montreal und Abu Dhabi). Die letzten beiden sind vermutlich auch in der Saison 2016 die härtesten wegen der vielen energieverschlingenden Kurven in kurzem Abstand zueinander: Das macht sie zu einer sehr harten Prüfbank für alle Komponenten der Bremsanlage, die ständig durch die hohe Energie und die hohen Temperaturen unter Stress stehen.
In die Zwischenkategorie (Werte von 5 bis 7) fallen 10 mittelmäßig anspruchsvolle Strecken, die aber nicht unterschätzt werden dürfen, wie Monaco, Hungaroring oder Melbourne (in diese Gruppe fällt vermutlich auch die neue Strecke in Baku, die dieses Jahr in der Formel-1 debütiert). Auf diesen Kursen wird es erforderlich sein, der Temperatursteuerung am Rennwochenende besondere Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, um eine Überhitzung der Anlage und die Dampfblasenbildung zu vermeiden.
Zu den leichten Strecken zählen auch 2016 oft befahrene, wie Spa und Suzuka (Note 4), Interlagos und Silverstone (3). In diesen schnellen Kurven werden die Bremsen im Allgemeinen wenig beansprucht, es können sich aber Probleme im Zusammenhang mit zu starker Kühlung und der sogenannten Verglasung des Reibmaterials einstellen.