MOTOGP VS FORMEL-1: WER HAT BEIM BREMSEN IN ÖSTERREICH DIE NASE VORN?

04.08.2016

 NACH AUSTIN SUCHT BREMBO DIE ANTWORT MITTELS ANALYSE DER DATEN DER STRECKE VON SPIELBERG

MotoGP oder Formel-1: Welche der beiden Kategorien erreicht die höhere Geschwindigkeit? Und welche ist effizienter beim Bremsen? Nach einem ersten Vergleich für die Strecke von Austin, wagen wir auch einen Vergleich für jene von Spielberg, den österreichischen Kurs, wo der Formel-1 Zirkus im letzten Monat zu Gast war und wo demnächst das MotoGP-Rennen ausgetragen wird.

Ziel ist es zu überprüfen, ob die Ergebnisse von Austin nur auf die speziellen Gegebenheiten der texanischen Strecke zurückzuführen sind oder ob sie auch durch die österreichische Strecke bestätigt werden.

Spielberg Circuit A1 ring 2003 

 

Einige von Ihnen könnten einwerfen, dass sich der Vergleich nicht anbietet, weil die physischen Eigenschaften der beiden Fahrzeuge zu unterschiedlich sind.Beide Serien verkörpern jedoch den höchsten Stand der Forschung im Motorsport und daher lässt sich durch den Vergleich feststellen, wie stark beide Arten der Prototypen entwickelt sind.

Zudem beliefert Brembo seit Jahrzehnten die wichtigsten Teams der beiden Weltmeisterschaften.Eine Rolle, die es uns ermöglicht Ihnen Daten zu präsentieren, die Sie zum Nachdenken bringen werden. Bevor wir unsere Untersuchung beginnen, präzisieren wir die technischen Eigenschaften der beiden Fahrzeuge:

Formel-1 MotoGP
Gewicht 702 kg inkl. Fahrergewicht157 kg exkl. Fahrergewicht
MotorTurbomotor 1600 cm3Saugmotor 1000 cm3
Felgen13 Zoll17 Zoll
Breite Vorderreifen245 mm125 mm
Breite Hinterreifen325 mm190 mm
Scheiben278 mm340 mm

 

Ohne Berücksichtigung des Fahrergewichts wiegt daher ein Formel-1 Bolide das Vierfache eines MotoGP Motorrads und besitzt eindeutig einen leistungsstärkeren Motor (auch wegen der vorhandenen Elektromotoren).

Natürlich sind auch die Reifen verschieden: sowohl hinsichtlich der Anzahl (4 statt 2) als auch bezüglich der Größe der Lauffläche:die Formel-1 Boliden verfügen über viel breitere Reifen als jene, die bei den MotoGP Rennen verwendet werden.

Aber neben der Breite der Lauffläche gibt es noch einen Unterschied zwischen der F1 und der MotoGP-WM, nämlich den Bodenandruck, also die Oberfläche des Reifens in Berührung mit dem Asphalt, der sich durch die unterschiedliche Bauart eines Auto- und eines Motorradreifens ziemlich unterscheidet. Während in der F1 die Breite des Reifens mit dem Bodenabdruck übereinstimmt, beträgt dieser in der MotoGP nur einen Bruchteil der Gesamtbreite der Lauffläche.

 

 

Vergleichen wir ihre Leistung auf der Strecke von Spielberg:               

Formel-1 MotoGP
Beste Rundenzeit1'07''922 1'23''240


Vergleicht man die beste Rundenzeit, die 2016 im Qualifying und von A.Iannone bei den Testfahrten im letzten Monat erzielt wurden, beträgt die Differenz zwischen Formel 1 und MotoGp über 15 Sekunden.


 
 

Die MotoGP Motorräder unterliegen im Wesentlichen zwei Einschränkungen, das sind:

1) die erforderliche Zeit, um die Geschwindigkeit so weit zu verringern wie nötig, um die Kurven zu bewältigen;

2) die Fahrgeschwindigkeit in der Kurve.

Beide sind unterschiedlichen Faktoren zuzurechen, die wichtigsten sind:

A) die unterschiedliche Dynamik der beiden Fahrzeuge, wobei die MotoGP die Kippgefahr des Fahrzeugs berücksichtigen muss.

B) der durch die aerodynamische Last bedingte wesentliche Unterschied, die beim MotoGP Motorrad nicht vorhanden ist, die aber die Bremswerte eines F1-Fahrzeugs wesentlich beeinflusst.

C) der erhebliche Unterschied des Reifenabdrucks der beiden Fahrzeuge am Boden.


 

Punkt 1 kann anhand von 3 Situationen geklärt werden, die sich aus den Daten ergeben, die Brembo in Spielberg erhoben hat.

Formel-1MotoGP
Bremszeit in Kurve 11,3 Sekunden4,0 Sekunden
Bremszeit in Kurve 31,5 Sekunden5,0 Sekunden
Bremszeit in Kurve 80,9 Sekunden3,5 Sekunden

                       

Repräsentativ für Punkt 2 sind hingegen diese Bremsdaten, die sich ebenfalls auf den Kurs von Spielberg beziehen:

Formel-1 MotoGP
Eintrittsgeschwindigkeit in Kurve 1113 km/h97 km/h
Eintrittsgeschwindigkeit in Kurve 5156 km/h121 km/h
Eintrittsgeschwindigkeit in Kurve 8179 km/h134 km/h



Natürlich sind auch die Bremswege der Motorräder in Spielberg länger:

Formel-1 MotoGP
Bremsweg in Kurve 1116 Meter 210 Meter
Bremsweg in Kurve 2 146 Meter 250 Meter
Bremsweg in Kurve 577 Meter 144 Meter

 



Nicht zufällig wenden die MotoGP Fahrer laut den Brembo Technikern, die die Rennen vor Ort verfolgen, in Spielberg 29% der Renndauer zum Bremsen auf; die Formel-1 Fahrer hingegen nur 17%.

Ein Unterschied, der deutlich unterschiedliche Rundenzeiten bewirkt.

Die Erklärung ist im Grunde genommen einfach: Die Boliden der Formel 1 können sofort das gesamte Bremsdrehmoment auf den Boden abführen, weil sie kein Gleichgewichtsproblem haben, die MotoGP Fahrer müssen die Kraft jedoch dosieren, denn bei nur 2 vorhandenen Rädern ist die Kippgefahr hoch.

Vor allem verfügen die Boliden über einen Bodenabdruck der vier Laufflächen, der dem Vierfachen eines MotoGP Motorrads entspricht: logischerweise ist die Möglichkeit das Drehmoment auf den Boden zu entladen umso größer, je größer der Bodenabdruck ist.

 

 

Deshalb entsprechen die g-Kräfte, denen die Fahrer ausgesetzt sind, den Eigenschaften der Fahrzeuge, die sie lenken:

Formel-1 MotoGP
Durchschnittliche g-Kraft4,4g1,3g
Maximale g-Kraft5g 1,5g


Im Unterschied zu Austin ist die Beanspruchung für die Bremsanlagen zwischen den Boliden und den Motorrädern auf der Strecke von Spielberg unterschiedlich:die Brembo Techniker haben sie bei der Formel-1 unter jene mit mittlerem Schwierigkeitsgrad, bei der MotoGP unter jene mit hoher Beanspruchung für die Bremsanlagen gereiht.

Was haben wir aus diesem neuen Vergleich gelernt? Austin war kein Zufall: Beim Bremsen sind die F1-Fahrzeuge wesentlich effizienter als die MotoGP Motorräder und auch der Vergleich auf der Strecke von Spielberg bestätigt dies.