Kurzgeschichte über die radiale bremspumpe

27.04.2017

 Das Geheimnis der großartigen linearen Reaktion der radialen Bremspumpe, wodurch sich die Bremsleistung merklich verbessern lässt.

Das erste Patent für eine Idee zur Revolutionierung von Bremsanlagen hat Brembo 1985 eingereicht: Es betraf die Radialkolbenpumpe. Der Grundgedanke stammt aus dem Rennsport, wo der begrenzte Raum zur Montage an Rennmotorrädern ständig neue platzsparende Lösungen erforderte.

Dieses neue Konzept verbesserte die Fahrerergonomie merklich und gestaltete die Hebelbetätigung effizienter – bei gleichzeitiger Platzersparnis.

 

 

Das Besondere an diesem Produkt, war sein Aufbau: Die Kraftübertragung auf den Kolben “in Übereinstimmung” mit der Kraft, die von der Hand auf den Hebel wirkt, ohne Reibungsverluste durch die Zerlegung der Kräfte.

Das bedeutet, sowohl die Kraft der Finger am Hebel als auch die Kraft des Hebels am Kolben wirken auf dieselbe Weise. Oder anders beschrieben: Radial in Bezug zum Verankerungspunkt der Pumpe am Lenker.

Diese Konstruktionsweise erlaubt - abgesehen von den zahlreichen weiteren Vorteilen - ein Pumpendesign, das die hydraulischen und mechanischen Verhältnisse optimiert, um das Leistungsprofil des Produkts nachhaltig zu verbessern.


 

1986 kam die Radialkolbenpumpe bereits in der Yamaha YZR OW des amerikanischen Rennfahrers Eddie Lawson auf der Rennstrecke zum Einsatz. In diesem Jahr gewann Lawson auch die Motorad-Weltmeisterschaft in der 500-cm³-Klasse.

Der amerikanische Fahrer lobte die umfassende lineare Reaktion der Bremse sofort. Für Brembo eine ideale Motivation zur Weiterentwicklung der Idee, was schließlich auch zur Beseitigung einiger Lücken führte.


 

 

1988 wurden zwei weitere Versionen des Grundkonzepts patentiert. Sie kamen der heutigen Radialkolbenpumpe schon sehr nahe. Danach dauerte es 14 Jahre, bis im Jahr 2002 eine Radialkolbenpumpe in einem serienmäßigen Motorrad Verwendung fand: In der Aprilia RSV 1000. 2007 führte Brembo die neue Bremspumpe 19RCS Brembo auf dem Motorradmarkt ein. Aufgrund ihrer neuartigen Technologie machte sie sofort den Unterschied zu anderen Modellen aus.

Diese von Brembo patentierte Radialkolbenpumpe aus der Welt der MotoGP war eine absolute Weltpremiere, die sich dank des innovativen Regelungssystems an die unterschiedlichen Einsatzmodalitäten des Fahrers, selbst mit höchsten Ansprüchen, anpassen konnte.

 

 
 

Bis dahin standen dem Bremspumpen-Aftermarket lediglich zwei Alternativen zur Verfügung: Ein Racing-Produkt oder eine Pumpe für den Straßenverkehr.

Fahrer, die ihr Motorrad vorwiegend auf der Straße nutzten, wählten vorzugsweise eine entsprechende 19x20-Pumpe, die für eine weiche und progressive Bremsung ausgelegt war und auch bei ungünstigen Straßenbedingungen eher weich ansprach.

Wer jedoch den Rausch der Hundertstelsekunde auf der Rennstrecke erleben wollte, wählte eine 19x18 Racing-Pumpe mit einer höheren Bremskraft gleich bei der ersten Hebelberührung.

Die 19x18 wird für Motorräder empfohlen, deren Bremssattel über vier Kolben mit einem Durchmesser von 32/36, 34/34 und 30/34 verfügen, während die 19x20 sich eher für andere Bremssattel eignet.


 
 

Diese Konzepte scheinen Welten voneinander entfernt zu liegen. Aber Brembo ist es gelungen, sie in einem einzigen Projekt zu vereinen. Für den Wechsel von einer Konfiguration in die andere genügt einfach nur ein Schraubendreher.

Das RCS (Ratio Click System) ist an der Radialkolbenpumpe 19RCS Brembo montiert und bildet die grundlegende Regelungsoption für ein vollständig neues Fahrgefühl mit dem eigenen Motorrad. Durch die Anpassung des Hebelverhältnisses kann die Bremsanlage für unterschiedliche Fahrweisen und Einsatzmöglichkeiten eingestellt werden.

Dazu zählen beispielsweise trockene oder nasse Fahrbahnen, Asphalt mit höherem oder geringerem Grip, Fahrstil... Die 19-mm-Pumpe kann an allen Motorrädern mit doppelter Scheibenbremse montiert werden.

Es ist, als stünden zwei Bremspumpen zur Verfügung: eine mit 19x18 mm, mit der die Bremsung stärker moduliert werden kann und die einen etwas längeren Bremshub erfordert; eine mit 19x20 mm, bei der das Gefühl eher dem der Straßenfahrt entspricht.


 

Die innovativen Eigenschaften dieser "Zwei-in Eins-Pumpe" besteht in der Anpassung der Konfiguration, die nur wenige Sekunden in Anspruch nimmt. Dafür muss der Wellenabstand der Pumpe durch das Drehen des Einstellrads am Lenker um 180° mit einem Schraubenzieher lediglich auf den gewünschten Wert (“18” oder “20”) eingestellt werden. Das Exzentersystem (rot bei der Einstellung auf 18 mm, schwarz bei der Einstellung auf 20 mm) verschiebt die Position zwischen dem Drehpunkt und dem Eingriffspunkt am Auflagestift der Pumpe um 2 Millimeter. Auf diese Weise verändert sich die Verteilung der Bremskraft, ohne die reine Kraft zu beeinflussen.

 

 

Heute ist neben der 19RCS die neueste Bremse von Brembo, 19RCS CORSA CORTA, verfügbar. Sie wird zum neuen Standard für Zweiradliebhaber werden.