Seine Untertanen liebten ihn immer mehr, doch an den Grenzen des Reiches, in der Emilia Romagna, schmiedete eine Handvoll Roter einen Komplott, um ihn vom Thron zu stürzen. Der Staatsstreich scheiterte um Haaresbreite, allein dank der herausragenden Überlegenheit von Sebastian, der auch den letzten Versuch, ihn zu stürzen, in Brasilien vereiteln konnte.
Für das folgende Jahr hatte er seine Lektion gelernt - auch mit Hilfe seines Druiden Adrian Newey - und so sicherte Sebastian 2013 die Grenzen seines Reiches noch besser und machte mit neun (ja, ihr habt richtig gelesen, neun!) aufeinanderfolgenden Siegen jeden Widerstand sinnlos. Wie es in Märchen oft passiert, füllten sich die österreichischen Generäle ihre Bäuche so voll, dass sie nicht merkten, wie ihre benachbarten Gegner immer stärker wurden, da sie sich mit einer neuen Waffe, dem Turbo, ausstatteten, dessen immense Stärke sich im darauffolgenden Jahr bestätigte. Sebastian wurde sehr traurig, als er in der gesamten Saison 2014 kein einziges Mal die Qualifikation oder das Rennen gewinnen konnte. Die Geschichte nahm ihren Lauf, es kam, wie es kommen musste – statt gegen seinen Willen bei Red Bull zu bleiben, suchte er Unterschlupf bei Ferrari, seiner heimlichen, großen Liebe schon seit seiner Kindheit. Damals wie heute wurde das rote Cavallino von Brembo Bremsscheiben im Zaum gehalten, schon seit 1975. Sie taten den Hufen gut, auch wenn sie damals nur etwa hundert Kühllöcher hatten, da wo es heute mehr als tausend sind.
Beim zweiten Rendevous, 2015 in Malaysia, kam es zum ersten Kuss, dann brach es aus Sebastian heraus: „Danke, Leute, forza Ferrari!“. In jenem Jahr kam es zu zwei weiteren amourösen Abenteuern - in Ungarn und Singapur. Über das Jahr 2016 breiten wir besser den Schleier des Vergessens aus, im darauffolgenden Jahr konnten die Differenzen jedoch beigelegt werden. Fest im Sattel auf seinem SF70H eroberte Vettel zuerst Australien, dann Bahrain und schließlich auch das Fürstentum Monaco. In Anwesenheit Fürst Albert II. begann Vettel, mit 25 Punkten Vorsprung, an ein fünftes Jahr der Regentschaft zu glauben. Die Enttäuschung war daher umso größer, als dies nicht klappte, trotz eines Aufbäumens in Ungarn und eines weiteren, mittlerweile zu späten, in Brasilien.