Formel 1: Die Teams mit den meisten GP ohne Siege

30.03.2022

 Ferrari gewinnt nach zweieinhalb Jahren wieder. Es gibt aber andere Teams, die noch viel länger warten mussten. Die schwarzen Serien in der Formel 1.

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Neues Jahr, neue Autos, neue Sieger. Mit dem Sieg beim GP von Bahrain bescherte Charles Leclerc der Scuderia Ferrari den Sieg, der ihr in den letzten zwei Rennsaisons verweht geblieben war. Der letzte Erfolg der Roten war beim GP von Singapur 2019, und so wie diesmal gab es auch damals einen Doppelsieg für die Autos aus Maranello: Sieger war Sebastian Vettel, Zweiter wurde Leclerc.​


 

Seither konnten die Ferrari-Fans 45 Grands Prix lang keinen Sieg mehr feiern, obwohl es mehrmals sehr knapp war: Beim GP von Mexiko 2019 zum Beispiel belegte Vettel den 2. Platz, nur um eine Sekunde und 766 Tausendstel geschlagen. 2021 führte Leclerc 60 Runden und Carlos Sainz 12 Runden, aber nie bis zur Zielflagge. 


Nun also setzt sich die Erfolgsserie von Ferrari - mit Bremsen von Brembo – fort. Eine Erfolgsserie, die 1975 begann, als Piero Ferrari seinem Vater Enzo den Firmengründer von Brembo, Alberto Bombassei, vorstellte, der daraufhin prompt mit der Lieferung von Bremsscheiben für die Formel-1-Boliden beauftragt wurde. Seither gewannen Autos mit dem Markenzeichen des „Cavallino“ 187 Grand Prix - und zwar immer mit Brembo-Bremsanlagen. 


Die Unterbrechung der Negativserie gibt uns die Gelegenheit, einen Blick auf die Rangliste der längsten Durststrecken in der Formel 1 zu werfen. Für die Berechnung der Positionen zählten wir nur Grand Prix, die die jeweiligen Team tatsächlich bestrittenen haben, also weder einzelne Rennen, bei denen das Team aus irgendwelchen Gründen nicht teilgenommen hat, noch ganze Rennsaisons, in denen Teams eventuell gar nicht am Start waren. Als Ergebnis kamen diese Top 10 heraus, hier in aufsteigender Reihenfolge gelistet. ​


 

10. Platz, Jordan: 56 GP ohne Sieg 


Nach dem Sieg von Heinz-Harald Frentzen beim GP von Italien 1999 blieb das von Eddie Jordan gegründete Team bis zum GP von Brasilien 2003, den Giancarlo Fisichella gewann, ohne Sieg: dabei handelte es sich um einen kuriosen Erfolg, denn der Römer lag nur eine Runde lang in Führung, bevor das Rennen aufgrund einer Reihe von Unfällen endgültig unterbrochen wurde. In den vier Jahren ohne Sieg hatte Jordan sowohl die Fahrer als auch den Motorenlieferanten von Honda zu Ford gewechselt. Den Brembo-Bremsen blieb das Team aber immer treu.​ ​


 

 

9. Platz, Lotus: 57 GP ohne Sieg 


Auch Lotus setzte zu Zeiten von Ayrton Senna lange Brembo-Bremssättel ein. Die lange Zeitspanne ohne einen einzigen Sieg war aber davor. Nach einem Doppelsieg beim GP der Niederlande 1978, den Mario Andretti vor seinem Teamkollegen Ronnie Peterson für sich entscheiden konnte, litt das Team von Colin Chapman lange am Syndrom der Sieglosigkeit bis zum GP von Österreich 1982, den Elio De Angelis mit nur 5 Hundertstel Vorsprung vor Keke Rosberg gewann. Ein letzter Triumph für den Gründer des Rennstalls, der vier Monate später plötzlich verstarb.


 

 

8. Platz, Ferrari: 58 GP ohne Sieg 


Die beliebteste „Scuderia“ der Welt - und die erfolgreichste aller Zeiten - ging schon Anfang der 1990er Jahre durch eine dunkle Zeit. Nach dem Doppelsieg beim GP von Spanien 1990, mit Alain Prost auf dem obersten Podiumsplatz und Nigel Mansell an zweiter Stelle, blieb das italienische Team drei Saisons in Folge ohne Sieg. Die Serie wurde erst beim GP von Deutschland 1994, der von Gerhard Berger dominiert wurde, beendet: Der Österreicher startete aus der Pole Position und blieb vom Start bis zur Zielflagge in Führung.


 

 

7. Platz, Renault: 64 GP ohne Sieg 


Von 1979 bis 1983 gewann das französische Team 15 Grand Prix und kam damit sogar dem Konstrukteurstitel sehr nahe. Niemand konnte sich daher vorstellen, dass es nach dem Sieg beim GP von Österreich 1983 durch Prost zwanzig Jahre bis zum nächsten Erfolg dauern würde. Dazu kam es, weil Renault, nachdem das Jahr 1984 sehr unbefriedigend verlaufen war, 1985 aus der Formel 1 ausstieg und erst 2002 wieder zurückkehrte: Die 16 Saisons, in denen das Team nicht dabei war, wurden in der Berechnung für diese Rangliste hier allerdings nicht berücksichtigt. Renault kehrte beim GP von Ungarn 2003 mit Fernando Alonso auf die Gewinnerspur zurück.


 

 

6. Platz, Tyrrell: 70 GP ohne Sieg 


Im Gegensatz zum französischen Konstrukteur war das Team von Ken Tyrrell von 1970 bis 1998 ununterbrochen auf den Weltmeisterschaftsstrecken unterwegs, konnte aber in den letzten 15 Jahren keinen einzigen Sieg für sich verbuchen. Kaum zu glauben, dass das Team in den siebziger Jahren 21 Siege errang, den letzten 1978 beim GP von Monaco mit Patrick Depailler, der aus der dritten Reihe gestartet war. Nach vier Jahren der Wartezeit kam Tyrrell zurück und gewann, dank Michele Alboreto, auch in diesem Fall auf einem Stadtkurs: beim GP von Las Vegas 1982.​​


 

5. Platz, March: 75 GP ohne Sieg 


Deutlich weniger Glück hatte March in der Formel 1, das zeigt die Bilanz von 3 Siegen in 197 bestrittenen GP, die noch dazu alle in den ersten sieben Rennsaisons erreicht wurden. Den ersten Sieg konnten sie schon im zweiten GP-Lauf, dem GP von Spanien, 1970 erringen: ein großer Triumph für Jackie Stewart, der dabei sogar alle seine Gegner überrundete. Danach gelang lange nichts mehr, bis zum GP von Österreich 1975, den Vittorio Brambilla gewann. Er lag zum Zeitpunkt des Rennabbruchs aufgrund von starkem Regen nach 29 von 54 geplanten Runden in Führung. ​


 

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4. Platz, Williams: 130 GP ohne Sieg 


Fast 10 Jahre, so lange wartet Williams mittlerweile auf einen Formel-1-Sieg. Aber auch der Sieg davor, den Pastor Maldonado beim GP von Spanien 2012 erzielt hatte, nachdem er von der Pole Position aus gestartet war, kam erst nach einer langen Durststrecke von siebeneinhalb Jahren. Der bisher letzte Sieg trug die Unterschrift von Juan-Pablo Montoya, der den GP von Brasilien 2004 in einem spannenden Rennen gewann, bei dem sich fünf verschiedene Fahrer an der Spitze abwechselten. Von 2005 bis heute konnte das Team des mittlerweile verstorbenen Frank Williams also tatsächlich nur einen GP gewinnen. ​


 

3. Platz, McLaren: 170 GP ohne Sieg 


Im vergangenen Jahr endete die Pechsträhne vom Team McLaren, das seit dem GP Brasilien 2012 kein Rennen mehr gewonnen hatte: damals war ein historischer Tag, denn es war Michael Schumachers Abschiedsrennen (er erreichte übrigens alle seine 91 Siege mit Brembo-Bremsen) und gleichzeitig war es Jenson Buttons letzter Sieg. Danach tat sich das Team aus Woking lange Zeit schwer, bevor es 2021 in Monza endlich wieder als Sieger triumphieren konnte: Daniel Ricciardo gewann vor Lando Norris - ein Doppelsieg, wie McLaren ihn seit dem GP von Kanada 2010 nicht mehr erlebt hatte.​


 

 

2. Platz, Lotus: 177 GP ohne Sieg 


Nach dem Weggang von Ayrton Senna, der, kurz bevor er zu McLaren wechselte, 1987 noch den GP der USA gewonnen hatte, durchlief Lotus eine düstere Zeit und rutschte in der Konstrukteurswertung immer weiter ab. Ende 1994 wurde die Rennabteilung geschlossen und damit auch die Teilnahme an den Rennen beendet. 2010 kehrte das Team aber wieder in die Formel 1 zurück und zwei Jahre später gewann Kimi Räikkönen überraschend den GP von Abu Dhabi, dank eines tollen Sprints und des Ausscheidens von Lewis Hamilton. ​


 

​1. Platz, Ligier: 223 GP ohne Sieg 


Der von Guy Ligier erschaffene Rennwagen fuhr von 1976 bis 1996 in der Formel 1 und errang zahlreiche Siege, bevor die Turbomotoren die Oberhand gewannen: einen 1977, drei 1979, jeweils zwei 1980 und 1981. Doch nach dem Sieg von Jacque Laffite 1981 beim GP von Kanada schien es wie verhext, sie erreichten danach 17 Podiumsplätze, aber keinen Sieg mehr. Die Glücksfee war dem französischen Team schließlich erst wieder beim GP von Monaco 1996 hold, der von nur drei Fahrern beendet werden konnte: Olivier Panis ging dabei mit seinem Ligier – und mit Brembo-Bremsen – als Sieger hervor.​ ​